Projekt

Förderung von gesundheitsorientiertem Bewegungsverhalten – Augmented Feedback zum Stehen und Gehen bei Rückenbeschwerden

Rückenschmerzen stellen mit über 70 Prozent Lebenszeitprävalenz und etwa 277.000 ausfallenden Erwerbstätigkeitsjahren jährlich in Deutschland eine bedeutende gesellschaftliche Herausforderung dar (Schmidt & Kohlmann, 2008). Bemerkenswert ist, dass mehr als 80 Prozent aller Rückenschmerzen sogenannte nicht-spezifische Rückenschmerzen sind, bei denen die Schmerzen nicht auf eine spezifische Ursache zurückzuführen, die aber mit einem hohen Risiko zur Chronifizierung verbunden sind. Wider Erwarten scheinen für die Entstehung und Chronifizierung dieser Rückenschmerzen nicht so sehr anthropometrische Größen (Körpergröße, Gewicht etc.), durchschnittliche körperliche Belastungen oder die körperliche Fitness eine bedeutende Rolle zu spielen. Vielmehr könnte die Qualität der motorischen Kontrolle bei Alltagsbewegungen wie Gehen und Stehen relevant sein (Lamoth et al., 2004). So zeigen erste Studien, dass die Beeinflussung der motorischen Kontrolle beim Stehen und Gehen Einfluss auf Rückenschmerzen nimmt.

Hier setzt das Projekt an. Das Ziel ist es, die Grundlagen für ein technisch gestütztes Feedbacksystem für Alltags- und Trainingssettings zu entwickeln, das die für Rückenbeschwerden relevanten Informationen zur motorischen Kontrolle beim Stehen und Gehen rückmeldet. Rückenbeschwerden – eine nicht-klinische Vorform von Rückenschmerzen – sind aus sekundärpräventiver Sicht von besonderem Interesse, da eine einmal aufgetretene Rückenschmerzperiode einen zusätzlichen Risikofaktor für weitere Rückenschmerzen darstellt. Dabei gilt es nicht nur, übergeordnete Parameter der motorischen Kontrolle zu identifizieren, sondern auch ein technologisch realisierbares Szenario zu entwickeln, welches das Bewegungslernen wirkungsvoll unterstützt – vor allem da es sich um hoch automatisierte, wenig bewusstseinsfähige und unter Alltagsbedingungen nur schwer umsetzbare Veränderungen des Bewegungsverhaltens handelt.

Das Projekt wird zusammen mit der Arbeitsgruppe Multimedia Kommunikation der TU Darmstadt (Dr. Stefan Göbel und Sandro Hardy) und in Kooperation mit der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie des Klinikum Darmstadt (PD Dr. Wild) durchgeführt. Das Projekt wird über eine Laufzeit von drei Jahren von der Klaus Tschira-Stiftung von Februar 2016 bis Januar 2019 gefördert.