Zielstellung – Erklärungsmodell und Handlungswissen
Die Studie zielt darauf ab, ein integriertes Erklärungsmodell zur Wechselwirkung von psycho-sozialen und physiologischen Komponenten der Trainings- und Wettkampfgestaltung zu erarbeiten. Auf Grundlage des erweiterten Verständnisses soll ein methodisch-praktisches Handlungswissen generiert werden, um offene Leistungsressourcen zu mobilisieren. Das verbreiterte Wissen soll in Form eines praxisorientierten Handbuchs, eines diagnostischen Manuals sowie eines Lehrmoduls für die Trainerausbildung verfügbar gemacht werden.
Eine herausragende Rolle im Rahmen der dynamischen Balance im komplexen Bedingungsgefäge von Training und Wettkampf wird „Kritischen Situationen“ bzw. „Kritischen Ereignissen“ zugeschrieben. In ihnen entscheidet sich, ob und wie die individuelle Leistungsentwicklung weiter verläuft, ob die eigentlich vorhandenen Leistungspotentiale mobilisiert und voll ausgeschöpft werden können oder nicht. Systemdynamisch interpretiert handelt es sich bei „Kritischen Situationen“ um Perturbationen, kritische Fluktuationen oder Bifurkationspunkte, an denen sich das weitere Systemverhalten entscheidet.
Ansatz – Interdisziplinärität und Systemdynamik
Das Projekt wird interdisziplinär unter Beteiligung von Trainingswissenschaftlern, Sportpsychologen, Sportpädagogen, Sportsoziologen und Sportinformatikern bearbeitet. Durch die Abbildung der Training und Wettkampf beeinflussenden System-dynamiken sollen Möglichkeiten zur Optimierung sportlicher Leistung eröffnet werden. Die Aspekte „Kritische Ereignisse“, „Qualität“ und „Leistungsentwicklung“ unter besonderer Berück-sichtigung der Athleten – Trainer – Beziehung stehen im Zentrum der Untersuchung. Sie bilden Fokus und Leitrahmen mehrdimensionaler Betrachtungen in vier wechselseitig verknüpften Themen-feldern:
- Kritische Ereignisse als Indikatoren von Trainings- und Wett-kampfqualität
- Wahrgenommene Qualität und Zufriedenheit als Indikatoren des Qualitätsmanagements
- Handlungspräferenzen und Werteinstellungen als Bedingungen und Folgen kritischer Ereignisse
- Strukturelle Bedingungen kritischer Ereignisse
Die zentrale Fragestellung des Projektes besteht in der interdisziplinären Rekonstruktion „Kritischer Situationen“ auf der Grundlage des Modells der „Zufriedenheit“. Die aufgrund verschiedener qualitativer Forschungsmethoden rekonstruierten Sichtweisen von Trainern und Athleten sollen kommunikativ und explanativ validiert werden, um daraus auf der Struktur- und Prozessebene Interventionen zur Verbesserung der Qualität bzw. Leistungsentwicklung abzuleiten, praktisch umzusetzen und zu evaluieren.
Als zentrales integratives Konzept wird das Konstrukt der „Zufriedenheit“ zugrunde gelegt, das sich in verschiedenen Bereichen (Gesundheitsversorgung, Wirtschaft, Informatik) etabliert hat. Von diesem Konzept versprechen sich die Bearbeiter eine Integration von bisher eher isoliert erforschten Facetten des Problems.